Stichwort | Vorbereitung auf den MDK Besuch
Pflegeprofis des Medizinischen Dienstes (MDK) beurteilen in welchem Umfang Hilfebdarf besteht und erstellen ein Gutachten. In der Regel kommen die Gutachtenden nach eine schriftlichen Ankündigung, zu den Pflegebedürftigen nach Hause*. Der Besuch dauert ein bis zwei Stunden. (vdk, 2023a)
Für einen Pflegegrad ist entscheidend, wie weit jemand in der Lage ist, ohne Hilfen anderer Menschen durch einen „normalen“ Alltag zu kommen. Welche Krankheit oder Behinderung die Ursache für die Pflegebedürftigkeit ist, ist zweitrangig. Ob Demenz ⇗, Rheuma ⇗ oder Multiple Sklerose ⇗ dazu führt, dass eine Pflegeperson beim Duschen unterstützen muss, ist nicht entscheidend. Es muss bei der Begutachtung festgestellt werden, welche Anregungen, Handgriffe oder Verrichtungen ... durch Angehörige oder Pflegekräfte durchzuführen sind. Ein paar Gedanken zur Vorbereitung auf die Begutachtung.
Ute Zentgraff vom VdK betont: „Die Begutachtung dauert nicht lange, und in diesem Zeitraum müssen viele Informationen vermittelt werden.“ (2017) Auch 2023 rät der vdK: bereiten Sie sich gut vor (vdk, 2023a)!
Der Tag hat 24 Stunden. Die Woche sieben Tage. Was fällt besonders schwer – bei welchen Verrichtungen wird Unterstützung gewünscht? Dabei ist für den Pflegegrad besonders der Bereich der Selbstversorgung wichtig. Auch Hilfen bei der Körperpflege, die nicht täglich nötig sind, können berücksichtigt werden. Auch Unterstützung beim Umgang mit Medikamenten Hilfe kann den Pflegegrad beeinflussen.
Wen möchten Sie dabei haben, wenn die Gutachtenden kommen? Wer regelmäßig hilft könnte zur Begutachtung wichtige Informationen beisteuern. Falls Sie einen gesetzlichen Betreuer haben, sollten Sie den so früh wie möglich über den Hausbesuch informieren.
Legen Sie bitte – falls vorhanden – Berichte Ihres Hausarztes, von Fachärzten oder den Entlassungsbericht aus der Klinik bereit. Sollten Sie die Unterlagen nicht vorliegen haben, brauchen Sie diese jedoch nicht extra anfordern. Bitte haben Sie Ihren aktuellen Medikamentenplan zur Hand. Falls ein Pflegedienst zu Ihnen kommt, legen Sie auch die Pflegedokumentation bereit.
Die Pflegekasse kann Rentenbeiträge für pflegende Angehörige zahlen. Wenn der MDK zur Begutachtung kommt, wird auch nach den Namen der Pflegepersonen gefragt und der zeitliche Umfang der pflegerischen Hilfen dokumentiert. Nutzen Sie diese Gelegenheit!
Die Formulare, die Sie dann von der Pflegekasse erhalten, sind nicht leicht zu verstehen. Gehen sie zu einer Beratungsstelle der Pflegekasse oder einem Pflegestützpunkt. Dort kann Ihnen beim Ausfüllen geholfen werden. Mehr zur Rentenversicherung für Angehörige.
Viel mehr Aufwand ist kaum sinnvoll. Zu komplex sind die Regelungen zur Ermittlung der Pflegegrade (BRi).
Oft wird in den Medien kritisiert, dass zu niedrige Pflegegrade vergeben würden.
Im Dezember 2015 beziehen ~2.900.000 Menschen Leistungen aus der Pflegeversicherung (DESTATIS, 2017). Ende 2021 sind es schon fast 5 Millionen (Destatis, 2022).
Im Jahr 2018 begutachtete der MDK „zwei Millionen Versicherte zur Feststellung des Grads der Pflegebedürftigkeit.“ (MDS, 2019b) Ein Verfahren, dass für Millionen von Menschen angewandt wird, kann nicht ohne bürokratische Hürden sein. Kein System, dass so viele Menschen betrifft, kann fehlerfrei sein. Einzelne zu niedrige, wie auch zu hohe Pflegestufen begegnen uns in der Beratung immer wieder. Bisher ist uns nirgends ein Nachweis begegnet, dass systematisch „runter gerechnet“ würde. Belastbare Statistiken liefert der MDS. Darin wird angegeben, dass in der ambulanten wie in der stationären Pflege gegen deutlich weniger als 10% der Einstufungen Widerspruch eingelegt wird.
Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft hat im Dezember 2017 einen Selbsteinschätzungsbogen veröffentlicht. Zwölf Seiten Text sollen helfen, sich eine Meinung über den Grad der Selbstständigkeit von Demenzkranken zu bilden.
Daniela Hubloher von der Verbraucherzentrale Hessen sagt, viele Widersprüche gegen die Entscheidung über den Pflegegrad hätten Erfolg. Oft gehe es darum, das bei der Begutachtung Informationen fehlten, die dann mit der Begründung des Widerspruch geliefert wurden. (OVB, 2018)
Wir empfehlen, die Begutachtung gelassen anzugehen und darauf zu hoffen, dass Sie zu den über 90% gehören, die keinen Grund für einen Widerspruch sehen.
* Nach Jahren der Pandemie möchte der Medizinische Dienst Optionen zur Begutachtung per Telefon oder Videokonferenz verstetigen (Altenheim, 2023a).
Quellen:
– Altenheim (2023a): MD Bund will Begutachtungsinstrumente flexibilisieren
– Handelsblatt, 2018
– MDS, 2016b
– MDS, 2019b (Pressemitteilung)
– Medizinischer Dienst des Spitzenverbandes Bund der Krankenkassen e.V. (MDS) 2020b: Medizinische Dienste starten ab Oktober mit Hausbesuchen und Qualitätsregelprüfungen in der Pflege
– Oberbayerisches Volksblatt (OVB) 2018
– Statistisches Bundesamt (DESTATIS), 2017
– Statistisches Bundesamt (DESTATIS), 2022: 5 Millionen Pflegebedürftige zum Jahresende 2021
– VdK, 2017
– vdk, 2023a: „Gut vorbereitet in die Pflegebegutachtung” in VdK Zeitung, Ausgabe April 2023, Seite 6, Berlin
[ausführliche Quellenangaben]