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Nachrichten aus der Pflege | 29. April 2017

Technische Hilfen bei Demenz

Autonomie ist vielen chronisch Kranken ein ganz wichtiges Ziel im alltäglichen Leben mit den Einschränkungen, die sie erfahren. Autonomie bedeutet oft, in der eigenen Wohnung leben zu können. Autonomie bedeutet immer: möglichst selten andere Menschen um Unterstützung bitten zu müssen. Dazu werden allerlei Gerätschaften angeboten...

Tabletten schon genommen?
In jeder Apotheke gibt es Tabletten Dosetten, auch für eine ganze Woche. Sie sollten gut lesbar mit dem Wochentag und der Tageszeit beschriftet sein ... und genug Platz bieten, falls nach dem nächsten Krankenhausaufenthalt mehrere Pillen zu nehmen sind.
Es werden auch computerisierte Tablettenspender angeboten, die jeweils nur die Pillen für eine Tageszeit ausgeben - manche erinnern auch mit einem aktustischen Signal, dass wieder Medikamente zu nehmen sind. (Ganz ohne Technik: Die Krankenkasse zahlt - nach ärztlicher Verordnung - einen Pflegedienst der ein- oder auch dreimal täglich die Tabletten anreicht.)

Licht
„Gute Beleuchtung ist eine wesentliche Komponente einer Umgebung, die an Demenz Erkrankte unterstützt. Sehen und Erkennen, Orientierung sowie der Erhalt des Tag- und Nachtrhythmus sind davon abhängig.“ Verwenden Sie also eher mehr und hellere Leuchtmittel. Angenehme Nebenwirkung: gute Beleuchtung hilft auch Stürze zu vermeiden.

Geräte
Es gibt auch Bügeleisen oder Herde mit Sicherheitsabschaltung, damit sie nicht unbenutzt weiter laufen. (Deutsche Alzheimer Gesellschaft)

Schlössser & Schlüssel
Verlegte Schlüssel stören nicht nur Demenzkranke. Einfache Schlüsselfinder piepen, als Antwort auf klatschen, klingeln oder pfeifen. Das ist im Alltag mit Fehlalarmen und schnell geleerten Batterien verbunden. Es gibt Anhänger oder Aufkleber (zum Beispiel: infactory Schluesselfinder), die per Bluetooth oder W-LAN Verbindung mit einem Smartphone aufnehmen können ... trotz einigem Medienaufruhr lassen sich diese aber nicht so leicht bei deutschen Händlern finden. Und die nötigen Smartphones zu bedienen, wäre für jemanden mit Demenz vielleicht auch nicht einfach.
Oft ist es sinnvoll, Schließzylinder an Haus- und Wohnungstür durch solche mit Not- und Gefahrenfunktion zu ersetzen. Hinter dieser Bezeichnung verbirgt sich etwas Einfaches: es kann auch von Außen aufgeschlossen werden, wenn von Innen der Schlüssel steckt.

Schalter & Sensoren
Unter der Überschrift Smart Home wird eine große Zahl von Schaltern und Sensoren angeboten, die vielleicht ebenfalls den Alltag von Demenzkranken und pflegenden Angehörigen erleichtern könnten. Es gibt Sensoren, die vor Wasserschäden oder extremen Temperaturen (Heizung) warnen können. Es gibt die Möglichkeit aus der Ferne zu kontrollieren, ob Türen oder Fenster geöffnet sind. Thermostatventile an Heizkörpern können per SmartphoneAPP gesteuert werden. Mit technischem Geschick ließen sich Bewegungsmelder oder Zeitschaltuhren mit mp3–Playern verbinden: „Es ist Nacht. Wieder ins Bett!“ oder „Die Schlüssel und die Handtasche nicht vergessen!“.
Recht einfach und vielversprechend wäre ein Bewegungsmelder, der das Licht in Diele/Flur der Wohnung automatisch einschaltet, um bei nächtlichen Toilettengängen die Sturzgefahr zu mindern. Aber nur, wenn solcher Automatismus keine wilde Suche nach einem Schalter auslöst, um das Licht zu löschen.

Hausnotruf
Ein Hausnotruf verhindert keinen Sturz, hilft aber dabei schnell Hilfe zu holen und so die Sturzfolgen zu mindern.
Die Grundidee: Ein Funktaser, etwa so groß wie eine Streichholzschachtel, wird um Hals oder Handgelenk getragen. Auf Knopfdruck wird die Verbindung zu einer Basisstation hergestellt. Darin ist sind Lautsprecher und Mikrophon verbaut. So wird im Fall des Falls eine Sprechverbindung ermöglicht. Die Hausnotrufzentrale bekommt so die Möglichkeit abzuklären, welche Hilfsmaßnahmen aktuell nötig sind und gewünscht werden.
Fragen Sie vor Vertragsabschluss genau nach, was im Fall des Falles wirklich passiert: viele (vor allem billige) rufen nur Angehörige an, fordern also andere auf, Hilfe zu leisten. Anbieter wie DRK, Johanniter oder Maltester sind oft am Wohnort präsent und könnten im Notfall Rettungskräfte in die Wohnung schicken.
An den monatlichen Gebühren (20€ bis 40€) für einen Hausnotrufdienst können sich Pflegekasse oder Sozialamt beteiligen.
Mögliche Alternativen: Seniorenhandys mit großen Tasten, eingespeicherten Nummern oder nur einem Notrufknopf können hilfreich sein, müssen im Fall des Falls aber auch geladen sein, gefunden und bedient werden können. Falls Angehörige Nacht für Nacht mehrfach angerufen werden, ist dies allerdings keine gute Lösung. Ein Hausnotruf funktioniert nur so weit wie die Funkverbindung zur Basisstation reicht. Wer sich draußen verläuft, könnte geortet werden, wenn ein Smartphone entsprechend eingerichtet ist ... aber nur wenn der Akku geladen und das Gerät nicht zu Hause auf der Kommode geblieben ist.

Ist heute Sonntag?
Oft wiederholt, kann diese Frage ziemlich auf die Nerven gehen. Es gibt Uhren, die nicht nur die Zeit, sondern auch Datum und Wochentag zeigen. An der RWTH Aachen wurde ein kleines Programm geschrieben, dass genau das in einem Browserfenster darstellt ... mit ein wenig Ehrgeiz liesse sich auch ein altes Tablet zur Wanduhr machen (Dank an Jan Borchers, Aachen). Ein Tablet Computer könnte auch zu einem „sprechenden Fotoalbum“ werden, wenn zu den Fotos eine aufgesprochene Nachricht abgespielt würde – oder es spielt die passende Musik zum Foto vom Hochzeitstanz.

Bei all dem ist es wichtig, die Bedürfnisse und Möglichkeiten der Menschen gegen Sicherheit abzuwägen. Ein Rauchmelder könnte mehr Sicherheit bringen. Uns wurde berichtet, dass eine Schokowaffel in einem Toaster den Alarm auslöste und morgens um drei Uhr ein ganzes Mietshaus aufweckte. Die Dame hatte noch Wochen später Panikattacken. Als Rauchmelder und Toaster aus der Wohnung verschwunden waren, kehrte wieder Ruhe ein.
Die Alzheimer’s Society rät:
Neue Geräte und Alltagsroutinen müssen eingeübt werden. Je früher man damit anfängt, desto besser.

 

Erläuterungen zur Bedeutung von Demenz und eingeschränkter Alltagskompetenz im System der ab 2017 gültigen Pflegegrade.
Assistive technology - devices to help with everyday living, Informationen der Alzheimer’s Society (Englisch).
Unterstützung durch intelligente Technik, Hinweise der Deutschen Alzheimer Gesellschaft.
Wikipedia Artikel zu Ambient Assisted Living (AAL) mit vielen Links.
Design ist für alle da, unser Beitrag vom 20. Februar 2018.
Smarte Altenpflege, unser Beitrag vom 5. Oktober 2018.

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Letzte Aktualisierung: 14.09.2020